Infos zur PsycholinguistikIn der Psycholinguistik untersucht man die Verarbeitung der Sprache. Dabei schaut man sich an, wie das Gehirn auf verschiedene Reize reagiert. Man macht Experimente und stellt Statistiken auf, anhand derer man die menschliche Sprachverarbeitung auf dem Computer modelliert. Für ein Experiment benötigt man etwa 16-20 Personen. Bei den Experimenten muss man eine "Kappe" tragen. An der Kappe sind viele Elektroden befestigt, die die Spannungsunterschiede im Gehirn messen können. Bei den Personen muss bestimmt werden, wie alt sie sind, ob sie männlich oder weiblich sind und ob sie Links-oder Rechtshänder sind. In dem Raum, in dem sie sich befinden, hören sie zum Beispiel verschiedene Sätze und müssen dann überprüfen, ob sie grammatisch und inhaltlich stimmen. Man achtet dabei darauf, wie das Gehirn reagiert, wenn man etwas hört, das nicht stimmt. Es gibt viele Experimente, bei denen man das untersuchen kann. Ein Experiment dauert ca. 40 Minuten. |
Maria Staudte
Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Psycholinguistik
Welche Interessen sollte man mitbringen, um bei einem Studium der Psycholinguistik erfolgreich zu sein?
- Man sollte natürlich an Sprache interessiert sein und am Menschen an sich, wie er funktioniert.
Was versucht die Psycholinguistik allgemein zu erforschen?
- Wie menschliche Sprache funktioniert, allerdings geht es nicht nur darum, Modelle zu erstellen, sondern eher darum, wie Sprachverarbeitung, Verstehen und Sprachproduktion im Menschen funktioniert.
Welche Methoden werden in der Psycholinguistik angewandt?
Bild links: Anna bei einem Eye-Tracking-Experiment. |
Welchen Zusammenhang gibt es zur Computerlinguistik?
- Psycholinguistik und Computerlinguistik beschäftigen sich beide mit Linguistik, ansonsten gibt es eher weniger Gemeinsamkeiten.
- Die Computerlinguistik ist z.B. an gut funktionierenden Systemen interessiert und baut eher Modelle. Die Psycholinguistik ist mehr am Menschen selbst als funktionierendem System interessiert. Eine Überschneidung ist der Versuch der Entwicklung eines möglichst menschennahen Systems, allerdings ist dies sehr kompliziert.
Was ist für Sie das Interessanteste an der Psycholinguistik?
- Allgemein das Hinterfragen der Dinge: Wie funktionieren diese Dinge? Wie funktioniert beispielsweise Sprache im Kopf?
Wie sind Sie in die Computerlinguistik hineingeraten?
- Ich habe zunächst Kognitionswissenschaften studiert. Ich habe mich dann auf Computerlinguistik spezialisiert, bin dann aber auf Psycholinguistik umgestiegen, da es mir in der Computerlinguistik zu "informatisch" wurde.
Was für Berufe kann man mit Psycholinguistik später ausüben?
- Vor allem in der psycholinguistischen Forschung an Universitäten.
- In der Marktforschung bei Firmen, Verlagen oder Zeitungen: Wie kommt die Internetseite an? Worauf achten die Kunden zuerst? Wie kann man sie verändern, um z.B. den Blick zuerst woanders hinzulenken, wo es vielleicht besser wäre?
Was sagen Sie speziell zum Studienort Saarbrücken? Hat es vielleicht Vorteile hier zu studieren?
- Für Computerlinguistik ist Saarbrücken ausgezeichnet, es ist der größte Studienstandort dafür in Deutschland.
- Psycholinguistik ist hier kein eigener Studiengang, dennoch kann man sich darauf spezialisieren.
- Forschungseinrichtungen sind hier unmittelbar in der Nähe, was woanders nicht der Fall ist.
Ist Psycholinguistik denn eine Alternative zu einem Psychologiestudium?
- Wenn man an Sprache und Psychologie interessiert ist, schon.
- Die "normale" Psychologie beschäftigt sich eher weniger mit Sprache.
Gibt es Dinge im Alltag, bei denen man nicht denkt, dass Computerlinguisten oder Psycholinguisten ihre Finger mit im Spiel haben?
- Es gibt viele Bereiche, wo dies der Fall ist.
- Klassische Beispiele sind Google, automatische Übersetzung, Navigationssysteme, Sprachsysteme bei Smartphones,...
- Psycholinguistisches Wissen kommt zum Beispiel auch in der Designentwicklung von Websites zum Einsatz.
Gibt es vielleicht einen Tipp, den Sie Schülern geben können, sich für oder gegen ein Studium zu entscheiden?
- Auf keinen Fall nur auf den späteren Beruf achten; nicht nur, weil man z.B. mit BWL einen Job findet, BWL studieren.
- Man sollte sich überlegen, für was man sich interessieren könnte, das eigentliche Interesse an speziellen Dingen entwickelt man meistens erst im Studium selbst.
- Eventuell einen eher interdisziplinären Studiengang wählen, wie z.B. Kognitionswissenschaften oder Computerlinguistik und sich dann erst spezialisieren. Meist kommt es doch anders als gedacht.